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Nächstenliebe über die Nationen hinaus

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Flüchtlingen, Menschen in Not, die noch dazu ein besonderes Schutzbedürfnis haben, will die Kampagne „Save me“ helfen. Im Aachener Haus Löwenstein fand jetzt das 13. Treffen der NRW-„Save me“-Kampagnen mit einem regen Austausch von Aktiven und Experten statt.

„Aachen sagt Ja!“ steht auf großen Plakaten geschrieben: Die Stadt wirft den Rettungsring für Flüchtlinge. Das Aachener Netzwerk, getragen von Amnesty International (AI) und Katholikenrat Aachen- Stadt, ist nicht das einzige dieser Art in Nordrhein-Westfalen.

In Aachen trafen sich die Aktiven aus der Flüchtlings- und Patenschaftsarbeit aus Aachen und anderen Städten NRWs. „Parteiübergreifend hat sich die Politik in Aachen für die Rechte von Flüchtlingen stark gemacht. Dieses Thema liegt uns sehr am Herzen“, betonte Bürgermeisterin Hilde Scheidt bei der Eröffnung der Tagung. Den Verfolgten die Hände zu reichen und die Öffentlichkeit über die Saveme- Kampagne und die Flüchtlingsarbeit vor Ort zu informieren sei das gemeinsame Ziel aller Bemühungen.Viele Interessierte verfolgten die Berichte und beteiligten sich am Austausch.

Beispiel für einen absoluten Glücksfall ist Ahmed (Name geändert), der jetzt seit rund zwei Jahren mit seinen fünf Familienangehörigen in Deutschland lebt. Zuvor lebte die irakische Familie sechs Jahre in einem jordanischen Flüchtlings-Camp. Von dort aus ging es im Rahmen des „Resettlement- Programms" nach Aachen, wo „Save me“ ihnen einen symbolischen Rettungsring zuwarf.

Seit dem Arabischen Frühling wird die Asyldebatte forciert

Rund 40 Personen, die in größter Not eine neue Heimat in Aachen gefunden haben, darunter 30 Iraker, betreuen Ingeborg Heck-Böckler, Referentin für Asylund Öffentlichkeitsarbeit bei AI Aachen, und ihre vor allem ehrenamtlichen Helfer derzeit. Weitere Personen kommen aus Somalia und Eritrea.

Seit dem Arabischen Frühling und dem schweren Bürgerkrieg in Syrien wird die Asyldebatte in Deutschland wieder intensiviert, eine neue Flüchtlingspolitik gefordert. „Glücklicherweise hat die NRW-Landesregierung Ende März reagiert und erklärt, im Laufe des Jahres 1000 syrische Flüchtlinge aufzunehmen.“

Der moralische Imperativ „Rette mich!“ kommt an. Rund 30 Frauen und Männer arbeiten aktiv mit, haben in den vergangenen vier Jahren ein engmaschiges Netzwerk der Hilfe geknüpft.

Der Start in ein neues Leben ist für die Flüchtlingsfamilien in der völlig fremden deutschen Kultur nicht leicht. Ohne die Hilfe von Heck-Böckler und ihrem Team können sich die Flüchtlinge kaum zurechtfinden. Vieles ist notwendig, was den Alltag ausmacht: Möbel werden gebraucht, ebenso wie Informationen, wo man einkaufen oder einfach nur spazieren gehen kann. Paten helfen weiter, setzen sich für eine neue Willkommenskultur ein. Sind die ersten Schritte geschafft, hilft ein Sprachkurs, bei dem teilzunehmen verpflichtend ist.

Gemeinsame Kochabende und ein Patenstammtisch für alle an der Save-me- Kampagne Interessierten schaffen soziale Kontakte. „Wichtig ist, dass wir den Flüchtlingen auf Augenhöhe begegnen. Wir wollen sie aus dem Abseits holen", betont Heck- Böckler. Die Leute würden sich freuen, wenn einfach jemand mit ihnen schwimmen geht oder Fußball spielt.

Die Gründe für die wachsende Zahl von Paten, sich bei „Save me“ zu engagieren, sind vielfältig: „Weil Nächstenliebe und Hilfe über Nationalitäten hinaus geht“, sagt eine Frau. „Weil ich der europäischen Abschottung gegen Flüchtlinge etwas entgegensetzen möchte und dankbar bin, mit meiner Familie in Sicherheit leben zu können“, sagt ein anderer Pate. „Weil Menschen aufeinander angewiesen sind und die Flüchtlinge eine Bereicherung für unsere Gesellschaft darstellen“, betont ein Mann. Gemeinsam machen Paten und Flüchtlinge Stadtführungen oder besuchen etwa den „Save-me-Cup“, das große Fußballturnier der Kampagne, das jetzt in Krefeld stattfand.

Mit Norbert Trosien vom Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen hatte die Tagung einen namhaften Referenten. Er fasste zusammen, worum es bei Resettlement geht. Die Auswahlkriterien von bestimmten Flüchtlingsgruppen und Flüchtlingen und das Auswahlverfahren selbst sowie der Stand der Aufnahme der 300 Resettlement-Flüchtlinge in Deutschland in diesem Jahr waren Thema. Es handelt sich im Resettlement-Programm um Personen, die mit dauerhaftem Aufenthaltsstatus aufgenommen werden. Als Familien, alleinstehende Frauen, Schwerkranke, Menschen mit Behinderung, Opfer von Folter oder Missbrauch haben sie ein besonderes Schutzbedürfnis.

Integrationslotsen gesucht, die den gesellschaftlichen Start fördern

So wie die 22-jährige Mawaheb. Sie studierte Medizin in der libyschen Hauptstadt Tripolis, als 2011 die Kämpfe zwischen den Truppen Gaddafis und den Aufständischen ausbrachen. Sie bezeichnet das Resettlement nach der ständigen Angst und der Perspektivlosigkeit in der Notunterkunft wie eine „Wiedergeburt“, das jemandem, der alles verloren hat, ein neues Leben schenkt.

Petra Hueck von der International Catholic Migration Commission in Brüssel berichtete über die Bemühungen um ein Resettlement-Netzwerk auf europäischer Ebene. Und die Solidarität soll auch in Aachen weitergehen, damit Flüchtlinge eine neue Heimat finden. Paten, die „Integrationslotse“ werden möchten, sind stets willkommen.

Infos zu „Save me“ unter www.save-meaachen.de.